Nur € 2.900 jährlich stehen der Stadtbücherei für neue Bücher zur Verfügung. Nicht einmal die Inflationsrate wurde in den letzten 10 Jahren ausgeglichen. Die Initiativen etwas für die Bücherei zu tun sind an der ÖVP Mehrheit im Gemeinderat gescheitert. Zuletzt wurde in der gestrigen Gemeinderatssitzung unser Antrag das Ankaufsbudget für Bücher und Medien auf € 8.000 jährlich zu erhöhen von der ÖVP niedergestimmt. Es verwundert daher, dass plötzlich € 525.000 für einen Neubau der Bücherei locker gemacht werden. Um ein Gefühl für die Größenordnung zu bekommen: Das sind 180 Jahre Bücherbudget, oder man kann für diesen Betrag 10 Jahre lang allen Besuchern die Bücher schenken.
Eine Wohnung im ersten Stock
Der projektierte Neubau ist eine Notlösung. In der Ideenstudie zur Zentrumsgestaltung hat man auf die Bücherei schlicht vergessen. Da die derzeitige Bebauung am Marktplatz nach dem Willen der Stadtregierung abgerissen werden soll, blieb nur mehr eine Wohnung im ersten Stock übrig. Eine Lösung mit zahlreichen Schwächen. Das fängt bei der für eine Bücherei viel zu niedrigen Raumhöhe von 2,6 m an (zum Vergleich die Bücherei in Gänserndorf hat eine Raumhöhe von 3,7 m) und hört beim unattraktiven Zugang bei dem man über eine Stiege kommend im ersten Stock vor einer Wand landet und sich dann um 270 Grad wenden muss, um in die Bücherei zu gelangen auf. Die Bücherei hat bekommen was übrig blieb. Es fehlt ein einladendes Portal und damit an Wahrnehmung von aussen. Schade, wenn man schon so viel Geld in die Hand nimmt, dann sollte am Ende eine zufriedenstellende Lösung möglich sein. Leider war es uns trotz ausführlicher Gespräche mit dem Bauträger nicht möglich zumindest die gröbsten Konzeptionsfehler zu beseitigen. Es hätte den Gewinn geschmälert.
Vier Büchereien
Wir haben nicht nur eine Bücherei im Ort. In Summe sind es sogar vier. Denn jede Schule führt eine eigene Bibliothek mit sehr überschaubaren Beständen, ebenso niedrigen Budgets und kurzen Öffnungszeiten. Alle vier Büchereien werden aus unseren Steuergeldern bezahlt. Will man eine tragfähige Lösung für die Zukunft schaffen, dann gilt es sich darüber Gedanken zu machen. Die meiste Zeit seines Lebens steht ein Buch im Regal. Aufgabe einer Bücherei ist es die Bücher unter das Volk zu bringen. Das ist auch der öffentliche Bildungsauftrag. Gerade für die Jugend. In Deutschland ist man da schon weiter. Dort hat eine Enqettekommission des Deutschen Bundestages festgelegt, dass „Bibliotheken auch unverzichtbare Bildungseinrichtungen sind und stärker als bisher in die Bildungskonzepte zu integrieren sind und Bibliotheksentwicklungspläne und Bildungskonzepte der Länder und Kommunen zu verschränken.“ Das macht Sinn.
Lösung Zentralbücherei
Wenn man den Gedanken konsequent zu Ende denkt, dann kommt man zwangsläufig zum Schluss, dass die beste Lösung eine direkt an die Schulen angegliederte Zentralbücherei. Das ermöglicht bei gleichen Kosten längere Öffnungszeiten, ein attraktives Angebot, bessere Nutzungsmöglichkeiten für die Schulen und die Schüler und nicht zuletzt für alle Bürger.