Das Thema Straßenbau beschäftigt uns immer wieder. Es geht um viel Geld. Und eigentlich ist es gar nicht so schwer wie es scheint: Wir haben zu wenig Geld für zuviel Straße. In konkreten Zahlen sieht das wie folgt aus: Die Stadtgemeinde Deutsch-Wagram ist verantwortlich für den Bau und die Erhaltung der Gemeindestraßen. Insgesamt befinden sich auf Wagramer Gemeindegebiet etwa 80 km Straße (Ohne Güterwege). Das ist eine ganze Menge. Denn in der Errichtung sind Straßen ziemlich teuer.
Ein Kilometer Straße kostet etwa € 750.000
Eine 6 Meter breite Siedlungsstrasse ohne Gehsteig kostet 2012 mit Unterbau und Entwässerung etwa € 750.000 pro Kilometer. Um also alle Straßen in Wagram neu herzustellen, wären € 60.000.000 notwendig. Das Budget läßt aber gerade einmal € 500.000 pro Jahr zu (Mal ist es etwas mehr, mal etwas weniger). Es reichen die Grundrechnungsarten um im Kopf auszurechnen, dass man dazu genau 120 Jahre brauchen würde. D.h. jede Straße könnte nur alle 120 Jahre von Grund auf erneuert werden. Allerdings: Keine Straße hält 120 Jahre.
Eine Straße hält im Schnitt 30 bis 40 Jahre
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass die durchschnittliche Lebensdauer einer Straße je nach Beanspruchung zw. 30 und 40 Jahren liegt. Von welcher Seite man die Sache nun betrachtet, es bietet sich immer das gleiche Bild: Verbaut man jährlich eine halbe Million, dann hat man nach 40 Jahren gerade einmal 27 km gebaut und muß wieder von vorne anfangen. Die restlichen 53 km kommen nie d’ran. Von der anderen Seite: Das Straßenbaubudget müßte etwa € 1.500.000 betragen um die Straßen alle 40 Jahre erneuern zu können. Doch wo hernehmen und nicht stehlen.
Das schlimmste ist, dass sich weder der derzeitige Bürgermeister, noch der langjährige Infrastrukturstadtrat einer diesbezüglichen Diskussion stellen. Stattdessen wird munter Jahr für Jahr das wenige Geld in Projekte gesteckt, die nicht erste Priorität sind. Zahlreiche Sackgassen und wenig befahrene Seitengassen wurden so in den vergangenen Jahren ausgebaut als müsste man nicht auf die Kosten achten. (Wabenweg, Anzengrubergasse, Arndtstraße, Aulissengasse u.v.a.)
Wie macht man es richtig?
Wir haben gesehen, dass die Mittel knapp sind. daher müssen wir uns überlegen, was wir machen und wie wir es machen. Weil schon so viele Jahre falsch gewirtschaftet wurde ist der Investitionsrückstau enorm. Daher gilt der Grundsatz das Wichtigste zuerst:
Prioritätensetzung
Die Wichtigkeit lässt sich einerseits an der Nutzung und andererseits am derzeitigen Zustand festmachen. D.h. Vorrang haben Straßen mit hohem Verkehrsaufkommen und besonders schlechtem Zustand. Danach ist eine Reihung vorzunehmen – öffentlich und transparent. Jeder Bürger sollte die Möglichkeit haben seine Meinung in die Reihung einfließen zu lassen.
Der vereinfachte Straßenquerschnitt
Die Pro-Kopf Kosten für den Straßenbau sind im Einfamilienhausgebiet mit offener Bebauungsweise besonders hoch. Gleichzeitig gibt es trotz 30 km/h Beschränkung laufend Beschwerden über zu hohes Tempo. Seit Jahren bereits propagiert die NÖ-Landesregierung den Siedlungsstraßenbau zu reformieren. Dort liest man:
[…] wird mit einer einstreifigen Fahrbahn mit einer Mindestbreite von 3,50 m und entsprechenden Ausweichen für Begegnungsfälle das Auslangen gefunden werden. Auf eigene Gehsteige kann verzichtet werden. […] Alle 50 bis 70 m sollte ein Verschwenk eingeplant werden, um den monotonen Straßenverlauf zu unterbrechen und den Kraftfahrzeuglenker zu erinnern, dass er sich in einem Siedlungsgebiet befindet. […] Im einfachsten Fall bildet ein Schotterrasen die Oberfläche der nicht regelmäßig benützten Stellflächen. Die einfache Ausführung der Stellflächen ermöglicht dem Straßenerhalter Ausbesserungen ohne Inanspruchnahme von Fremdfirmen und hilft damit Kosten sparen. […]
Der vereinfachte Straßenquerschnitt war schon im Arbeitsübereinkommen zwischen ÖVP/Grünen 2005 vereinbart worden. Allerdings hat sich die ÖVP nie daran gehalten und die Grünen waren nicht in der Lage ihn einzufordern. Mittlerweile ist es aber keine Frage mehr ob oder ob nicht. Wir haben schlichtweg keine andere Wahl. Verantwortungsvolle Politiker müssen dem ins Auge schauen.