Vor großteils leeren Stühlen wurden die Ergebnisse des Fragebogens zur Stadtentwicklung präsentiert. Überraschungen gab es keine. Großteils Dinge die seit Jahren bekannt sind. Dass der Fragebogen und die Auswertung methodisch gravierende Fehler aufweisen, ist unter diesem Gesichtspunkt ebenfalls unerheblich.
Den Anfang macht eine Frage die eigentlich eine Positionsbestimmung hätte sein sollen:
Was die Nähe zu Wien betrifft sind die WagramerInnen einer Meinung. Dass Preßburg nicht als nah empfunden wird, ist auch keine Überraschung. Und das Ortszentrum war schon 2005 zentrales ÖVP-Wahlkampfthema.
Geteilter Meinung sind die WagramerInnen bei Umwelt, Arbeitsplätzen, Kulturangebot, Vereinsleben und Familieninfrastruktur. Denn auch wenn über 70% die Einkaufsmöglichkeiten positiv sehen, sind 25% der Bevölkerung nicht damit zufrieden.
Auch die Probleme mit dem Ortsbild sind seit Jahren bekannt. Das Ergebnis spiegelt wieder, dass in den letzten 5 Jahren kaum wesentliche Verbesserungen durchgeführt wurden.
Mit Merkur, Lidl, Hofer, Billa, Spar und Zielpunkt sind alle wichtigen Händler für den Tagesbedarf in Wagram vorhanden. Eines der wenigen Resultate mit dem man zufrieden sein kann.
Die häufigsten Nennungen der fehlenden Geschäfte:
- 97x Baumarkt, Gartenbedarf, Eisenwaren
- 68x Geschäfte und Lokale im Zentrum
- 49x qualitative Bekleidung
- 46x Schwimmbad (Freibad, Badeteich)
- 34x Ortsbild, Schilder, Einfahrt, Begrünung
- 34x qualitative Konditorei, Kaffeehaus
- 33x besseres öffentliches Verkehrsangebot
- 30x qualitatives Schuhangebot
- 29x Mode
- 20x Elektronik/Elektro/Haushaltsgeräte
- 19x Sportgeschäft
Die Arbeitsplatzsituation ist geprägt von zahlreichen Pendlern. Mehr als die Hälfte der WagramerInnen empfinden diese Situation als unbefriedigend. Das alte Schlafstadt-Problem.
Das zentrale Anliegen ist die Belebung des Zentrums. Ganze 93% der Bevölkerung sehen hier Handlungsbedarf. Trotz der Tatsache, dass das die VP sich dieses Themas schon 2005 annehmen wollte, ist nichts geschehen.
Das Angebot Kinder einerseits und Jugendliche andererseits wird unterschiedlich bewertet. Oberflächlich betrachtet sind 14% mit dem Angebot für Kinder unzufrieden. Gerade bei dieser Frage wäre primär die Antwort derjenigen relevant, die Kinder haben. Da aber die Frage der Anzahl der Kinder bei den demographischen Daten nicht gestellt wurde, ist die Antwort kaum eruierbar.
Ganz eindeutig wird das Angebot für Jugendliche bemängelt. Zieht man nämlich in Betracht, dass Jugendliche in der Umfrage praktisch nicht repräsentiert sind, kann davon ausgegangen werden, dass das wahre Ergebnis noch deutlich schlechter ausfällt.
Was die Wohnsituation anlangt, so beurteilen ca. 2/3 die Situation als zufriedenstellend und 1/3 empfinden das Angebot als nicht ausreichend. Die drei Fragen ergeben ein einheitliches Bild (Achtung die 3. Frage dazu ist verkehrt gestellt), obwohl sie unterschiedliche Bedürfnisse abdecken. So empfinden 27% das Wohnungsangebot, 22% Angebot an Grundstücken für Einfamilienhäuser und 27% das Angebot an Reihenhäusern als nicht ausreichend, während 56% das Wohnungsangebot, 61% das Angebot an Grundstücken für Einfamilienhäuser und 65% das Angebot an Reihenhäusern zufriedenstellend finden.
Ein deutliches Bekenntnis zu mehr Radwegen:
Eine reichlich missglückte Frage zum öffentlichen Verkehr läßt keine validen Schlüsse zu. Das private Mobilitätsangebot wurde von Einwohnern oft mit dem Individualverkehr verwechselt. Hier darf man durchaus annehmen, dass die Fragestellung absichtlich konfus war.
Trotzdem sind 37% mit dem Mobilitätsangebot unzufrieden, oder andersherum das derzeitige Angebot befriedigt nur 61% der Bevölkerung.
Die folgende Frage läßt für Interpretationen einen großen Spielraum.
Die Einschätzung des Angebotes an Sozialeinrichtungen für ältere Menschen ist über die Altersklassen hinweg konstant (wenn man von den unter 25 jährigen absieht)
Sport und Naherholungsmöglichkeiten empfindet etwa ein Drittel als unzureichend.
Mehr als die Hälfte der Fragebögen wurden von Einwohnern beantwortet, die „immer schon“ in Deutsch-Wagram gewohnt haben. Daher wäre bei der folgenden Frage eine Detailauswertung nach der Wohndauer und nicht nach dem Alter angebracht.
Die Abschlußfrage:
Methodische Fehler
Zwar wurden demographische Daten erhoben, jedoch fehlt eine Bezugnahme auf die Grundgesamtheit. In der detaillierten Auswertung wird lediglich nach Altersklasse gegliedert, auch bei Fragen bei denen eine andere Gliederung sinnvoller wäre.
Bei der Befragung handelt es sich eigentlich um eine Befragung der Haushalte und nicht der Einwohner. Denn der Fragebogen wurde einem Postwurf beigelegt, der je Haushalt ein Exemplar enthielt. Zwar konnten zusätzliche Fragebögen von Gemeindeamt geholt werden, doch kann man davon ausgehen, dass das nicht in relevantem Ausmaß in Anspruch genommen wurde. Das zeigen auch die Daten. (18% 2-Pers, 18% 3-4-Pers, und 19% der Mehrpersonenhaushalte haben einen Fragebogen ausgefüllt) Aufgrund dieses Designs sind jüngere Bevölkerungsgruppen unterrepräsentiert. Auch ein Blick auf die Altersklassenauswertung beweist das.
Fazit
Kaum neue Erkenntnisse also aus der neuerlichen Befragung. Stattdessen offenbart sie neuerlich die Umsetzungsmängel aus bereits gewonnenen Erkenntnissen.